Köhlerei als Waldnutzungsform
Bevor in den Regionen des heutigen Deutschlands die Holzverkohlung eine sinnvolle, wirtschaftliche Metallverhüttung erst in Gang setzte, waren fast 7.000 Jahre zuvor beispielsweise im alten Palästina die experimentellen Stadien bereits abgeschlossen und die Verfahren erfolgreich angewandt worden. Die ersten Nachweise einer intensiven Holzverkohlung im Saarland konzentrieren sich auf die südlichen Ausläuferregionen des Schwarzwälder Hochwaldes im Norden sowie auf die angelagerten Gemarkungen des frühen industriellen südlichen Saarland. Diese Nachweise gründen sich nicht nur auf noch gültige Flurbezeichnungen oder Gemarkungsnamen, sondern auch auf noch prägende Geländeformen, die der natürlichen Erosion entgangen sind. Um in der näheren Heimat zu bleiben: Nahe des beschaulichen Walhausen (Gemeinde Nohfelden) lassen sich heute noch deutlich mehr als einhundert ehemalige Meilerstandorte auf einer Fläche von fast fünf Quadratkilometern nachweisen, wovon gut fünfzig kartografiert sind. Das geschulte Auge erkennt die nahezu kreisrunden Verebnungen, die die Meiler trugen, deutlich in den Hängen. Sogenannte (Erd-)Meiler sind die gängigste Erzeugungsform für Holzkohle. Die Standorte (Platten) liegen zumeist eng an der Wegeführung. Somit konnten die Fuhrwerke in ihre nächste Nähe gelangen, das Schwarze Gold aufnehmen und über die Karrenstraße zur Kupferschmelze nach Nohfelden bringen. Dort wurden die Kupfererze aus Walhausen und den umliegenden Gemarkungen verhüttet. Holzkohle war vor mehr als 550 Jahren noch der einzige Energieträger, der die erforderlichen Temperaturen jenseits 1.000°C erzeugen konnte. Weitere Vorteile der Holzkohle: ein Fünftel Masse gegenüber Holz, die Hälfte an Volumen gegenüber Holz, Reinheit der Schmelzprodukte. Die zunehmende Verhüttung der Metalle Kupfer und Eisen führte allerorts zu massiven Eingriffen in den Holzbestand unserer Wälder.
Von einer geordneten Hochwald- bzw. Niederwaldbewirtschaftung konnte nicht mehr die Rede sein. Man muss hier von einer Verwahrlosung des Waldes sprechen. Erst die Erschließung der Steinkohlevorkommen einschließlich der Anwendung ihrer Verkokung im 19. Jahrhundert führten zu einer nachhaltigen Entlastung des Waldes. Auf einem historischen Meilerstandort bei Walhausen wurde 1998 ein Schaumeiler errichtet. Dieser gibt einmal einen Einblick in die Bauweise eines Meilers und vermittelt zudem einen Eindruck, wie es zur Hochzeit der Holzverkohlung ausgesehen haben muss.
Unter Verkohlung versteht man den völligen Abbau von pflanzlicher oder tierischer Substanz zu Kohlenstoff, und zwar unter hohen Temperaturen (600 - 900°C) und unter weitgehendem Luftabschluss. Diese Forderungen bedingen bestimmte Bauarten. Kreisringförmig und in mehreren Gesetzen aufgeschichtetes Holz wird mit einer feuerfesten Decke aus Grassoden und Lehm überzogen. Der Meiler ähnelt dann mit verbauten 50 Raummeter Holz einem überdimensionalen Maulwurfshaufen von 7,5 m Durchmesser und 2,8 m Höhe. Je nach verbautem Volumen beträgt die Verkohlungsdauer 7 bis 14 Tage. Die Verkohlung muss rund um die Uhr überwacht werden. Es wird berichtet, die Köhler lebten während dieser Zeit in ständiger Angst, ihre Gesichter und Hände seien durch Vernarbungen gekennzeichnet.