Magerrasen sind Grünlandflächen..
auf nährstoffarmen, oft trockenen Böden, die sich durch einen häufig schütteren Bewuchs auszeichnen. Die dort gedeihenden Pflanzenarten könnten unter den Bedingungen hohen Nährstoffangebotes nicht mehr konkurrieren. Magerrasen werden extensiv genutzt und verdanken ihre Existenz in der Regel dem wirtschaftenden Menschen. Ohne Mahd oder Beweidung würden die Flächen bald verbuschen. Typisch für den Mosel-Saar- und Niedgau sind Kalk-Halbtrockenrasen. Auf flachgründigem, kalkreichen Boden hat sich eine wiesenähnliche Vegetation herausgebildet. Hier wachsen unter anderem Blausegge (Carex flacca), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Hundswurz (Anacamptis pyramidalis), Schmalblättriger Lein (Linum tenuifolium) und Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Im Hunsrück waren bis in die 50er Jahre Borstgrasrasen weit verbreitet; heute sind die Bestände stark zurückgegangen.
Kalk-Magerrasen
Im Südwesten des Naturparks Saar-Hunsrück finden sich an den Terrassenstufen der Muschelkalklandschaften auffällige und weithin sichtbare Lebensräume, die Kalk-Magerrasen. Es handelt sich um niedrigwüchsiges Grasland an trockenen oder wechseltrockenen, basenreichen flachgründigen Standorten, meist in stark sonnenexponierter Hanglage. Ihre heutige, großflächige Ausprägung verdanken sie paradoxerweise der Intensivierung in der Landwirtschaft Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, in deren Folge unrentable Standorte aus der Nutzung gefallen sind. Seit dieser Zeit werden die Flächen nur noch gelegentlich durch Wanderschäfer genutzt. Im Laufe der Jahre sind aus den ehemaligen Acker- und Weideflächen niedrigwüchsige Magerrasen entstanden. Kleinflächig gab es den Vegetationstyp bereits lange vor dieser Zeit. Man geht davon aus, dass er in der Zeit von 1800 bis 1850 in Folge gravierender Veränderungen der sozio-ökonomischen Struktur der Gesellschaft (Landbesitzverhältnisse, Landwirtschaft) entstanden ist. Heute repräsentiert der Kalk-Magerrasen den artenreichsten Lebensraumtyp in der Region. Zahlreiche Elemente aus der submediterranen Fauna und Flora konnten sich auf den warmen, trockenen Hängen etablieren. Charakteristisch sind die Gräser Aufrechte Trespe (Bromus erectus) und Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), die auch die typische hellolivgrüne Färbung der Trockenhänge bestimmen. Die rötliche Färbung der Flächen im Herbst geht dagegen auf den Strauchbewuchs mit dem Roten Hartriegel (Cornus sanguinea) zurück. Bekannter sind jedoch die Orchideen, von denen bis zu zehn verschiedene Arten pro Trockenhang vorkommen können. Die Lebensraumansprüche der Tiere sind sehr viel höher als die der Pflanzen. Erst die komplexe Verzahnung der Lebensraumtypen Kalk-Magerrasen, Magerwiese, Streuobstwiese und Gebüsch stellt ein optimales Umfeld dar um artenreiche Tiergemeinschaften zu ermöglichen. Mit Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung wurde zwar die großflächige Ausbreitung der Magerrasen erst ermöglicht, zugleich wurden damit jedoch die Gesetzmäßigkeiten der Sukzession wieder in Kraft gesetzt, die langfristig über Gebüsche zur Entwicklung von Wald führen werden. Die fortschreitende Verbuschung hat aktuell bereits ein Ausmaß erreicht, dass praktisch auf allen Flächen Pflegemaßnahmen unverzüglich erforderlich werden. Versuche, die Flächen mit einer moderaten Nutzung, z. B. Beweidung, offen zu halten, hat bei wichtigen Kernflächen mit empfindlichen Arten zu keinem überzeugenden Ergebnis geführt, so dass es zu aufwendigen Pflegemaßnahmen derzeit keine wirkliche Alternative für die Erhaltung der Kalkmagerrasen gibt.
Borstgrasrasen
sind Magerrasen auf basenarmen Böden. Die Ausprägungen auf wechselfeuchten Böden sind in der Regel artenreicher als an trockenen Standorten. Sie finden sich heute noch in den Hochlagen des Hunsrücks. Die Vorkommen im Naturpark Saar-Hunsrück sind in der Regel kaum größer als ein Ar und treten als kleine Inseln in Wiesen und Weiden, als magere Säume entlang von Waldrändern und an den Rändern feuchter Mulden in Streuwiesen auf. Zwar kommen Borstgrasrasen außerhalb der Muschelkalkgebiete im gesamten Naturpark vor, es ist jedoch eine deutliche Bindung an höhere Lagen (ab 400 m über NN.) festzustellen. Insgesamt fördert intensive Schafbeweidung zumindest die Dominanz des namengebenden Borstgrases (Nardus stricta). Neben Borstgras ist auf den Flächen fast immer auch Heidekraut (Calluna vugaris) zu finden. Weitere charakteristische Arten sind Berg-Wohlverleih (Arnica montana), Blutwurz (Potentilla erecta), Quendelblättriges Kreuzblümchen (Polygala serpyllifolia), Hunds-Veilchen (Viola canina), Berg-Kuckucksblume (Platanthera chlorantha), Mondraute (Botrychium lunaria), Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) und in den höchsten Lagen auch Bärwurz (Meum athamanticum). Verbuschung und, vor allem im Hunsrück, die intensive Düngung von Weideflächen sind heute die wesentlichen Gefährdungsursachen für die Borstgrasrasen. Die Düngung führt zur Verdrängung der Borstgrasrasen durch artenarme "Löwenzahn-Weiden".